Ganz offen gesagt

#67 2025 Über Propaganda-Medien - mit Luis Paulitsch

Episode Summary

Stefan Lassnig spricht mit Luis Paulitsch von der "DATUM-Stiftung" über sogenannte „alternative Medien“, ihre historische Entwicklung von linken Gegenöffentlichkeiten bis zu heutigen rechtsextremen Propagandaplattformen sowie deren Auswirkungen auf Demokratie und Öffentlichkeit. Die beiden disktuieren, wie sich seriöser Journalismus anhand medienethischer Kriterien und eines Bekenntnisses zur liberalen Demokratie von propagandistischen Angeboten abgrenzen lässt. Zudem wird erörtert, welche Rolle Social Media, Finanzierung, Medienförderung und Zivilgesellschaft im Umgang mit diesen Medien spielen.

Episode Notes

Stefan Lassnig spricht mit Luis Paulitsch von der "DATUM-Stiftung" und Autor eines Buchs über alternative Medien über Definition, Geschichte und demokratiepolitische Bedeutung von sogenannten "alternativen Medien". Historisch reichen alternative Medien von Flugschriften der Reformation über linke Studierenden-, Frauen- und Umweltbewegungen bis zu heutigen digitalen Angeboten, die eine Gegenöffentlichkeit zum Mainstream beanspruchen. Heute sind viele dieser Projekte eng mit rechtspopulistischen oder rechtsextremen Milieus vernetzt, nutzen Social Media, um Empörung zu schüren, Verschwörungsnarrative zu verbreiten und Reichweite über ihre eigentliche Szene hinaus zu erzielen.  Paulitsch unterscheidet zwischen demokratiebereichernden Alternativmedien, die Lücken im Mediensystem schließen, und Propagandamedien, die Desinformation verbreiten und medienethische Standards missachten. Ein von ihm mitentwickelter Kriterienkatalog (u.a. Bekenntnis zu Rechtsstaat, Grundrechten, Fehlerkultur, Transparenz von Eigentum und Finanzierung) soll helfen, förderwürdigen Journalismus von politisch motivierten Kampagnenmedien zu trennen. Anhand von Beispielen wie Exxpress und Njus werden Fragen nach Finanzierung, Oligarchisierung der Medienlandschaft, Nähe zu Parteien und ausländischem Einfluss (etwa aus Russland) diskutiert. Kritisiert wird auch, dass etablierte Medien propagandistische Projekte und ihre Geldflüsse lange zu wenig investigativ beobachtet haben, obwohl diese im digitalen Raum mittels Vernetzung und koordinierter Kampagnen Agenda Setting betreiben. Abschließend plädiert Paulitsch für eine Reform der Medienförderung zugunsten von Qualitätsjournalismus, strengere Kriterien für öffentliche Gelder, mehr investigativen und klimabezogenen Medienjournalismus sowie kreative zivilgesellschaftliche Gegenangebote im digitalen Raum.

Links zur Folge

Alternative Medien. Definition, Geschichte und Bedeutung von Luis Paulitsch (Springer-Verlag)

Alles Journalismus, oder was? (Kriterienkatalog auf Seite 26)

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